Es war die Art von Glück, die einen beinahe traurig macht, weil sie so unerträglich schön ist.
Maureen Daly, Siebzehnter Sommer, (Ü: Bettina Obrecht), Edition Anna Jeller 2017
Das Denken und Fühlen des Kindes ist magisch. Was bedeutet das? Ich spreche hier nicht von Magie im Sinne von Alchemie und Zauberei. Magisches Denken bedeutet vielmehr, nicht nur äußere Realitäten abzubilden, sondern aus sich heraus Eigenes zu schaffen. Wenn das Kind sich seine mit atemberaubenden Fantasiegebilden gespickte Welt zusammenreimt, dann fußt diese immer auf seinen persönlichen Erfahrungen und spricht eine eigene Sprache.
Helge-Ulrike Hyams, Von A wie Atmen bis Z wie Zaubern. Das Alphabet der Kindheit, Berenberg Verlag 2017
Seit Beginn dieses Sommers war jeden Tag irgendetwas neu und überraschend gewesen – lauter Dinge, die ich vorher nie beachtet hatte.
Maureen Daly, Siebzehnter Sommer, (Ü: Bettina Obrecht), Edition Anna Jeller 2017
Denkt man an Pippi Langstrumpf, sind es aber nicht nur all die Freiheiten, die Verrücktheiten und die nie ausgehenden Süßigkeiten, die einem einfallen. Pippis größte Begabung ist ihre Fantasie, mit der sie alle verzaubert. Vielleicht ist uns die Fantasie überhaupt nur deshalb gegeben, damit wir die Widrigkeiten, Bedrohungen und Nöte des Lebens ertragen können. Die Einbildungskraft gibt uns Flügel.
Helge-Ulrike Hyams, Von A wie Atmen bis Z wie Zaubern. Das Alphabet der Kindheit, Berenberg Verlag 2017
„Was ist ein Wunder?“ Wenn ich eins war, dann wollte ich wissen, was das bedeutete.
Ginger Rue, Aleca Zamm ist ein Wunder, (Ü: Diana Steinbrede), Egmont Verlag 2017
Als gelangweilter Siebzehnjähriger in einer kleinen Stadt tue ich manchmal gerne so, als wäre ich Pessimist. So ist es eben, nichts kann mich davon abbringen. Das Leben ist meistens Scheiße. Alles ist Dreck. Die Highschool ist Scheiße. Erst gehst du zur Schule, dann schuftest du fünfzig Jahre, dann verreckst du.
Ich halte es nur nicht sehr lange aus, bis mein Idealisierungsdrang von selbst wieder durchbricht. Irgendwie kann ich nicht lange genug Pessimist sein, um zu übersehen, dass die Dinge unglaublich gut laufen könnten.
John Corey Whaley, Hier könnte das Ende der Welt sein, (Ü: Brigitte Jakobeit), Hanser 2016
Papa sagte, das Leben auf einer Insel gleiche dem Leben in einer geschlossenen Faust. „Nichts ist besser für einen Philosophen“, sagte er. „Wie soll man philosophieren, wenn man ständig Entscheidungen treffen muss?“ Auf unserer kleinen Insel musste man zwar auch Entscheidungen treffen, aber nicht sehr viele. Die meiste Zeit konnte man nachdenken, und das war für Papa die vornehmste Art der Beschäftigungen.
Mette Jakobsen, Minous Geschichte, (Ü: Brigitte Jakobeit), Bloomsbury 2013
Ich fahre mit dem Rad zum See – es ist schließlich nur ein Rad und kein Symbol für alles, was es in meinem Leben nur aus zweiter Hand oder gar nicht gibt. Der Sattel ist zu niedrig, der Lenker ist zu hoch, und das Vorderrad macht klack, klack – aber es kümmert mich nicht. Denn dieses Rad hat eine Qualität bewiesen, die es mir sympathisch macht. Es lässt sich nicht unterkriegen.
Vikki Wakefield, alles was ich will, (Ü: Birgit Schmitz), Bloomsbury 2013
Irgendwann vor hunderttausend Jahren oder so erfand der Mensch die Sprache und fing an, sich Geschichten auszudenken und sie anderen zu erzählen. Er kannte mit seiner Sprache über Dinge reden, die es gar nicht gab. Bevor wir uns Geschichten ausgedacht haben, gab es auf diesem Planeten nur Dinge oder Wesen, die da waren. Steine, Pflanzen, Wasser, Käfer, Erde.
Aber in unseren Geschichten können wir Dinge erfinden und so tun, als gäbe es sie, und wenn alle mitglauben, dann ist es so, als wären sie wirklich da.
Finn-Ole Heinrich, Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt, Ende des Universums, Hanser 2015
„Romeo und Julia waren nur zwei reiche Teenies, die immer alles hinbekommen haben, was sie wollten. Und jetzt denken sie halt, dass sie einander wollen . . . Shakespeare macht sich über die Liebe lustig.“
Rainbow Rowell, Eleanor & Park, (Ü: Brigitte Jakobeit), Hanser 2016
Sie hatte Lydia hochgehoben, ihr das Haar gestreichelt und gesagt, wie klug sie sei und wie stolz ihr Vater sein werde, wenn er nach Hause kam. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, als wäre sie in einem vertrauten Zimmer auf eine verschlossene Tür gestoßen: Lydia, obwohl noch klein genug, um auf dem Arm gehalten zu werden, hatte bereits Geheimnisse. Sie konnte ihre Tochter füttern und baden und ihre Beinchen in einen Schlafanzug stecken, doch Teile ihres Lebens waren schon wie hinter einem Vorhang verborgen. Sie drückte Lydia an sich, küsste ihr Wange und versuchte, sich an dem kleinen Körper ihrer Tochter zu wärmen.
Celeste Ng, Was ich euch nie erzählte, (Ü: Brigitte Jakobeit), dtv 2016
Und in dem kleinen Bad neben ihrem Zimmer öffnete sie mit zitternden Händen – zitternd vor Aufregung und Vorfreude! – eine Schublade neben dem Waschbecken, tastete ganz hinten nach dem Griff eines kleinen, aber sehr scharfen Schälmessers, holte es heraus und presste die Spitze an die Innenseite ihres Handgelenks, wo die Haut blass und dünn war und man die blauen Äderchen gerade eben sehen konnte: »Ich kann das. Jederzeit. Niemand kann mich aufhalten.«
Joyce Carol Oates, Zwei oder drei Dinge, die ich dir nicht erzählt habe, (Ü: Brigitte Jakobeit), Hanser 2015